Mehr oder weniger durch Zufall bin ich über spiegel-online auf den Artikel von Kurt Gerhard gestoßen. Für mich war die Lektüre seiner Beurteilung der Entwicklungshilfesituation in Afrika und der Text des Bonner Aufrufs plus eine sehr erfreuliche Entdeckung, fand ich doch Meinungen wieder, die ich mir in den 4 Jahren meines Afrikaaufenthaltes gebildet hatte. Ich habe von 2002 bis 2006 in der Demokratischen Republik Kongo, vorwiegend in Kinshasa, gelebt und gearbeitet.
Alle kritischen Anmerkungen zur Entwicklungshilfepolitik kann ich nur dick unterstreichen und durch das dort Erlebte als eine realistische und korrekte Beschreibung der Situation bestätigen.
In diesen 4 Jahren meiner Arbeit im Kongo sind an die Regierung dieses Landes soviel Milliarden Dollar aus aller Herren Länder als Entwicklungshilfe geflossen, wie noch nie in der Geschichte des Kongo. Sie waren bestimmt für die Verbesserung des Gesundheitswesens und des Schulwesens, für die Verbesserung der Infrastruktur, für die Ausbildung der Polizei, für die Besoldung des Militärs u.v.a.m.
Nach 4 Jahren meiner Anwesenheit dort hat sich das Gesundheitswesen, das Schulwesen, die Infrastruktur, einfach alles katastrophal verschlechtert. Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich von 48 Jahren auf 42 Jahre reduziert.
Polizei und Soldaten versetzen ihre eigene Bevölkerung durch Plünderungen in Angst und Schrecken und in den Straßen von Kinshasa werden bei Straßenkontrollen in zunehmender Weise Autofahrer mit vorgehaltener Kalaschikow wegen Nichtigkeiten abkassiert, weil seit Monaten oder Jahren keine Gehälter und kein Sold gezahlt werden.
Das Geld, das für die kongolesische Bevölkerung bestimmt war, ist auf den Schreibtischen des Regierungsapparates im tropischen Klima von Kinshasa "verdunstet".
Man hätte es auch zum Fenster hinausschmeissen können.
Der Hilfseffekt ist gemessen am finanziellen Aufwand minimal und auf ein paar Vorzeigeprojekte beschränkt.
Der Kongo dürfte bei dieser Art Entwicklungspolitik keinen einzigen Dollar mehr bekommen. Sie dient nur zur Bereicherung einer kleinen Kaste und einiger Familienclans, die z.T. schon zu Mobutos Zeiten an den Fleischtöpfen gesessen und gefressen haben.
Seit 2006 sind sie jetzt alle mit Hilfe Amerikas und Europas demokratisch gewählt und für weiter fließendes Geld legitimiert.
Ich habe die Wahl 2006 miterlebt. Eine reine Farce. Sie diente wirklich nur zur Zementierung der alten Macht- und Verteilungsverhältnisse.
Das Schlimme daran ist, daß keine Regierung in Amerika oder in Europa so dumm sein kann, das alles nicht zu wissen und nicht zu durchschauen. Trotzdem wird weitergemacht wie bisher.
Entwicklungspolitik besteht zu einer ganz erheblichen Portion aus Heuchelei und Verharmlosung, um das Scheitern und das Verschleudern von Millionen Euro und Dollar von Steuergeldern in Korruption, Misswirtschaft und sinnlosen Projekte nicht zugeben zu müssen.
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lun, 13 Avr 2009 - 00:40
Mehr oder weniger durch Zufall bin ich über spiegel-online auf den Artikel von Kurt Gerhard gestoßen. Für mich war die Lektüre seiner Beurteilung der Entwicklungshilfesituation in Afrika und der Text des Bonner Aufrufs plus eine sehr erfreuliche Entdeckung, fand ich doch Meinungen wieder, die ich mir in den 4 Jahren meines Afrikaaufenthaltes gebildet hatte. Ich habe von 2002 bis 2006 in der Demokratischen Republik Kongo, vorwiegend in Kinshasa, gelebt und gearbeitet.
Alle kritischen Anmerkungen zur Entwicklungshilfepolitik kann ich nur dick unterstreichen und durch das dort Erlebte als eine realistische und korrekte Beschreibung der Situation bestätigen.
In diesen 4 Jahren meiner Arbeit im Kongo sind an die Regierung dieses Landes soviel Milliarden Dollar aus aller Herren Länder als Entwicklungshilfe geflossen, wie noch nie in der Geschichte des Kongo. Sie waren bestimmt für die Verbesserung des Gesundheitswesens und des Schulwesens, für die Verbesserung der Infrastruktur, für die Ausbildung der Polizei, für die Besoldung des Militärs u.v.a.m.
Nach 4 Jahren meiner Anwesenheit dort hat sich das Gesundheitswesen, das Schulwesen, die Infrastruktur, einfach alles katastrophal verschlechtert. Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich von 48 Jahren auf 42 Jahre reduziert.
Polizei und Soldaten versetzen ihre eigene Bevölkerung durch Plünderungen in Angst und Schrecken und in den Straßen von Kinshasa werden bei Straßenkontrollen in zunehmender Weise Autofahrer mit vorgehaltener Kalaschikow wegen Nichtigkeiten abkassiert, weil seit Monaten oder Jahren keine Gehälter und kein Sold gezahlt werden.
Das Geld, das für die kongolesische Bevölkerung bestimmt war, ist auf den Schreibtischen des Regierungsapparates im tropischen Klima von Kinshasa "verdunstet".
Man hätte es auch zum Fenster hinausschmeissen können.
Der Hilfseffekt ist gemessen am finanziellen Aufwand minimal und auf ein paar Vorzeigeprojekte beschränkt.
Der Kongo dürfte bei dieser Art Entwicklungspolitik keinen einzigen Dollar mehr bekommen. Sie dient nur zur Bereicherung einer kleinen Kaste und einiger Familienclans, die z.T. schon zu Mobutos Zeiten an den Fleischtöpfen gesessen und gefressen haben.
Seit 2006 sind sie jetzt alle mit Hilfe Amerikas und Europas demokratisch gewählt und für weiter fließendes Geld legitimiert.
Ich habe die Wahl 2006 miterlebt. Eine reine Farce. Sie diente wirklich nur zur Zementierung der alten Macht- und Verteilungsverhältnisse.
Das Schlimme daran ist, daß keine Regierung in Amerika oder in Europa so dumm sein kann, das alles nicht zu wissen und nicht zu durchschauen. Trotzdem wird weitergemacht wie bisher.
Entwicklungspolitik besteht zu einer ganz erheblichen Portion aus Heuchelei und Verharmlosung, um das Scheitern und das Verschleudern von Millionen Euro und Dollar von Steuergeldern in Korruption, Misswirtschaft und sinnlosen Projekte nicht zugeben zu müssen.