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Pour une autre politique de développement!

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mar, 28 Oct 2008 - 17:41

Herta Friede, Bonn
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In meiner beruflichen Tätigkeit in der EZ (seit 1971) war ich insgesamt 21 Jahre mit Afrika beschäfitgt, vor allem dem frankophonen. Aber ich war auch mehrere Jahre für die Zusammenarbeit mit Südkorea zuständig und habe auch in Lateinamerika leitende Positionen innegehabt. Ich habe sowohl in den Institutionen der kirchlichen wie der staatlichen EZ und in einer politischen Stiftung leitende Funktionen ausgeübt.So ist mir die Fragestellung, die Möglichkeiten und Beschränkungen staatlicher und zivilgesellschaftlicher EZ seit Jahrzehnten vertraut und in meinem Verantwortungsbereich gab es auch immer wieder Versuche der Zusammenarbeit zwischen der EZE( die auch mit Bundesmitteln arbeitet) und der GTZ, um Programme zu bündeln. Meine Erfahrungen hierzu sagen, daß die institutionellen Zwänge meistens stark sind und die verantwortlichen LeiterInnen in den Institutionen sich über die gemeinsamen Ziele sehr präzise verständigen müssen.
Aus meinen Erfahrungen in den verschiedenen Institutionen und rückblickend auf die Entwicklung der EZ kann ich die differenzierten Überlegungen von Herrn Messner (DIE) und Herrn Bonnet( ehemals BMZ) nur unterstützen.
Dazu nun aus meinem Erfahrungshintergrund ein paar Anmerkungen:
1: Natürlich muß sich Afrika selbst entwickeln. Dies ist eine Binsenweisheit. Meine Erfahrungen in Lateinamerika haben mir jedoch gezeigt, dass der kulturelle Weg zur Integration in eine Weltgesellschaft oft lang und schwierig ist. Dort haben fünfhundert Jahre noch nicht gereicht, um den Graben zwischen kolonialer weißer Kultur und den indianischen Kulturen zu überwinden und damit ein zentrales Entwicklungshemmnis. Die konfuzianische Basis des Fernen Ostens, einschließlich Südkoreas, ist eine völlig andere Voraussetzung.
2. ich möchte der Behauptung entgegentreten, daß wir zuviel für die Afrikaner, für sie, gemacht haben. Die Entwicklungshilfe wird wie Herr Bonnet auch richtig anmerkt, völlig überbewertet.Hier wird vergessen, daß ein großer Teil der ländlichen Bevölkerung Afrikas weit weg ist von der Entwicklungszusammenarbeit, ihren Segnungen und Verwerfungen. Die ungünstigen, hemmenden Rahmenbedingungen, die ihr schlecht regierter Staat ihnen setzt, berühren sie aber im letzten Dorf. Ich war häufig verblüfft wie genau die Bauern in entlegenen Dörfern,z.B. des Zaires(heute Kongo) darüber informiert waren, welche Rahmenbedingungen ihnen der Staat vorgibt und welche Konsequenzen dies für sie und ihre Familien hat.

2. es ist eine Binsenweisheit, die inzwischen auch in Afrika intensiv diskutiert wird, daß die staatlichen Eliten in Afrika als Entwicklungsmotor eklatant versagt haben. Dabei sollte aber ehrlicherweise hinzugefügt werden, daß wir während der Zeiten des Ost-West-Konfliktes unsere staatliche Entwicklungshilfe häufig geopolitisch ausgerichtet haben, wovon so mancher unappetitliche Diktator meisterlich profitierte. Die mißliebigen und auch gefährdeten Oppositionellen konnten dann bei den Partnern der Kirchen oder der politischen Stiftungen unterkriechen.
Auch heute ist die staatliche EZ eingebunden in staatliche Interessen und entsprechende Rücksichtnahme. Der Freiraum ist jedoch erheblich größer geworden und die Beachtung der staatlichen Rahmenbedingungen hat erheblich zugenommen in der EZ. Das ist die wesentliche und erfreuliche Entwicklung der letzten Jahre.

3. als langjährige Mitarbeiterin der EZE (heute EED), die so manche NGO mit aus der Taufe gehoben hat, kann ich nur warnen vor einer Überbewertung der Förderung der Zivilgesellschaft. Natürlich ist sie sehr wichtig. Aber die Zivilgesellschaft stößt schnell an ihre Grenzen, wenn sie keine Möglichkeit hat, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen mitzugestalten. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind die zentrale Frage. Daher ist es auch wichtiger, eine NRO zu befähigen, einen kritischen Dialog in ihrer Gesellschaft zu führen, für Veränderungen erfolgreich einzutreten und sie eventuell durch internationale Verbindungen zu schützen als sich - wie im Bonner Aufruf gefordert- hauptsächlich auf technische Projekte an der Basis zu konzentrieren. Auf der anderen Seite müssen die staatlichen Akteure qualifiziert werden, sich solch einem Dialog zu stellen und Lösungen anzubieten. Die zentrale Frage in vielen Staaten Afrikas in den nächsten Jahren ist wie die beachtlichen Gewinne aus den Rohstoffen in Entwicklung des jeweiligen Landes umgesetzt werden. Dies ist auch eine Aufgabenstellung der EZ, der, die mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeitet und der, die die staatlichen Rahmenbedingungen versucht mehr entwicklungsorientiert zu gestalten. Eine einseitige Bevorzugung ist nicht sinnvoll.

4. dieses Hin und Her von AA und BMZ kenne ich schon aus der Zeit als ich noch studierte! Vielleicht gibt es einmal eine Lösung im Sinne des Vorschlags von Herrn Bonnet.

5. der Bonner Aufruf fällt zurück in die achtziger Jahre. Frustriert durch das ewige Hickhack mit all den kleinen und großen Diktatoren entdeckte damals die staatliche EZ die Zivilgesellschaft. Heute sind die Möglichkeiten jedoch vielfältiger für die staatliche EZ. Dies liegt einerseits im Wegfall des Ost-West-Konfliktes und der damit verbundenen Rücksichtnahmen, andererseits in der stillen Revolution durch die neuen Kommunikationstechnologien.

Herta Friede
zuletzt Landesdirektorin des DED
in Kamerun