Skip to main content
For a different development policy!

Beitrag vom 15.08.2013

Greenpeace Magazin

Turbulenzen in Mosambik: Kühle Drohung mit Bürgerkrieg

Von Laszlo Trankovits, dpa Maputo (dpa) - Der Mann, der mit einem Bürgerkrieg droht, wirkt unbeschwert und lacht gerne. «Wir wollen nur Frieden und Gerechtigkeit», sagt er. Sein Charme und sein legeres, gelbes Polohemd scheinen seine Beteuerung zu unterstreichen. Aber Fernando Mazanga, Sprecher der Renamo-Partei in Mosambik, lässt keinen Zweifel daran, dass «wir nach 20 Jahren Geduld zu den Waffen greifen, wenn man uns angreift».

Die Renamo beschuldigt die Regierungspartei Frelimo von Präsident Armando Guebuza, sie benutze die Regierungsmacht und ihre Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament zum Missbrauch von Staatsapparat und -geldern. Angehörige der einst marxistischen Frelimo dominierten Armee und Behörden. «Frelimo will sich nur bereichern, die Regierung ist korrupt und arrogant», schimpft Mazanga.

Die Gereiztheit im Land hat deutlich zugenommen, nachdem neu entdeckte Kohle- und Gasvorkommen die Aussicht auf bis zu 70 Milliarden Dollar (52 Milliarden Euro) Auslandsinvestitionen und neue Exporterlöse eröffnet haben. Ohnehin wächst in Mosambik seit langem die Wirtschaft dank der Rohstoffe (Kohle, Bauxit, Gold) um jährlich etwa sieben Prozent - auch wenn die große Mehrheit der etwa 24 Millionen Menschen in bitterer Armut lebt. Wie vielerorts in Afrika profitiert auch hier nur eine kleine Schicht vom Geldsegen der Rohstoffe. Das hat auch mit der wuchernden Korruption zu tun, die alle Bereiche durchdringt.

Selbst der ausländische Besucher wird als Autofahrer in Maputo so lange von Polizisten wegen angeblich «falschen Abbiegens» drangsaliert, bis ein 100-Metical-Schein (etwa drei Euro) den Besitzer wechselt und die Lage bereinigt. Europäische Geschäftsleute berichten von der Bedeutung «richtiger Beziehungen zur Politik und Geschenken». Präsident Guebuza, Mitbesitzer von Banken und Brauereien, ist einer der reichsten Männer des Landes. Er wird von Landsleuten und westlichen Experten «Mr. Fünf Prozent» genannt - in Anspielung auf angebliche Erwartungen des Staatschefs an Investoren.

Die Renamo, die 51 der 250 Sitze im Parlament hat, wolle einen größeren Stück vom Kuchen abhaben, erklärt der Soziologe Hélder Sauna. «Sie möchte mehr Jobs für Renamo-Leute, mehr Investitionen in ihren Hochburgen im Zentrum und Norden, ein besseres Leben für die Parteiführung.»

Die früher als besonders brutal berüchtigte Rebellenorganisation hat schon bewiesen, dass sie auch als demokratische Partei Gewalt als Option im Kampf um Rechte und Gelder betrachtet. Ende 2012 verschanzte sich Renamo-Chef Afonso Dhlakama mit Anhängern im Bergort Satunjira nahe dem Gorongosa-Nationalpark im Zentrum Mosambiks und drohte mit Bürgerkrieg und Spaltung des Landes. Er werde «Mosambik zerstören», warnte der 60-Jährige.

Im April folgten den Worten Taten: Beim Angriff auf eine Polizeistation in Muxungué in der Provinz Sofala starben vier Polizisten und ein Renamo-Mann. Die Attacke wurde als Vergeltung für die Verhaftung von 15 Renamo-Leuten begründet, die wegen «militärischer Übungen» festgenommen worden waren.

Bei einem Überfall auf ein Waffenlager der Armee in Savane starben sieben Soldaten. Hier allerdings bestritt die Renamo jede Verantwortung. Nach weiteren Anschlägen mussten zeitweise die Nationalstraße EN 1 und zentrale Eisenbahnverbindungen gesperrt werden - beide wichtige Verkehrsadern für Kohle und andere Rohstoffe.

21 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, bei dem fast eine Million Menschen starben, wächst die Furcht vor einem neuen, blutigen Konflikt. «Die Gewaltausbrüche hängen vor allem mit der Gier nach Geldern und internen Verteilungskämpfen zusammen», erklärt die Mosambik-Chefin der Friedrich-Ebert-Stiftung, Katharina Hofmann. Ohnehin würde Mosambik vom Rohstoffsegen nur profitieren, «wenn massiv in das Bildungswesen, in Gesundheit, Landwirtschaft und Infrastruktur investiert werden».

Zwar betonen Frelimo und Renamo, verhandeln zu wollen, es gab auch schon Gespräche. Aber trotz mehrerer Versuche kam es zu keinem Gipfeltreffen zwischen Dhlakama und Guebuza. «Wir wollen keinen Bürgerkrieg, aber verantwortlich ist nur die Frelimo», betont Mazanga. Was im Klartext wohl heißt, entweder gibt die Frelimo nach oder die Renamo werde zu den Waffen greifen. In Mosambik, wo noch immer eine Kalaschnikow die Nationalfahne ziert, drohen unruhige Zeiten.