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„PROPHET“ SHEPHERD BUSHIRI: Wunderprediger auf der Flucht

Malawi
FAZ Den südafrikanischen Strafverfolgungsbehörden ist ein prominenter Angeklagter entwischt: Shepherd Bushiri, ein selbsternannter Prophet aus Malawi, ist auf der Flucht. VON CLAUDIA BRÖLL Shepherd Bushiri macht seinem Ruf alle Ehre. Der „Prophet“ aus Malawi, der sich auch „Major 1“ nennt, hat nach eigenem Bekunden viele Talente: Er kann Krankheiten heilen, Menschen zu Reichtum verhelfen und in der Luft laufen, ohne den Boden zu berühren. Am Wochenende bewiesen er und seine Frau Mary, dass sie auch den südafrikanischen Strafverfolgungsbehörden mühelos entwischen können. „Wir sind aus Sicherheitsgründen vorübergehend in unserem Heimatland Malawi“, teilten sie auf Twitter mit. Eine Woche zuvor hatte ein Gericht in Pretoria die beiden gegen eine Kaution von umgerechnet 22.000 Euro auf freien Fuß gesetzt. Dem Paar wird Betrug, Diebstahl und Geldwäsche in Millionen-Euro-Höhe vorgeworfen. Unter anderem sollen sie Anhänger mit betrügerischen Methoden zu Investitionen gedrängt haben. Die versprochenen Renditen jedoch wurden nie realisiert. Prediger mit diplomatischen Pässen Der Siebenunddreißigjährige, der in den sozialen Medien und auf einem „Prophetischen Kanal“ predigt, hatte die „Enlightened Christian Church“ in Malawi gegründet und später in Südafrika registriert. Die Organisation fand schnell Mitglieder – und verschaffte den Bushiris sagenhaften Wohlstand, anders als viele ähnliche Organisationen. Laut Medienberichten bekam ihre Tochter zu ihrem sechsten Geburtstag einen Maserati, die Familie besitzt zudem mehrere Privatjets. Nun wird in Südafrika gerätselt, wie es dem „Propheten“ und seiner Frau gelungen ist, die Behörden zu überlisten. Zufälligerweise flog am Freitagabend der malawische Staatspräsident Lazarus Chakwera nach einer Stippvisite in Südafrika vom Militärflughafen Waterkloof zurück in die Heimat, allerdings mit mehreren Stunden Verspätung. Sprecher beider Präsidenten aber wiesen Spekulationen zurück, Bushiri habe sich an Bord befunden. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Malawi und Südafrika dürften nun trotzdem angespannt sein. Vor allem in Südafrika ist der Aufruhr über die geglückte Flucht groß. Der Staatspräsident soll wütend sein. Finanzminister Tito Mboweni teilte auf Twitter mit, Südafrika sehe ziemlich „schlecht“ aus. In Erklärungsnot gerät auch Innenminister Aaron Motsoaledi. Ein Parlamentsausschuss möchte wissen, wie das Paar, das seine Pässe abgeben musste, das Land verlassen konnte, und welchen Grenzübergang es nutzte. Vor Gericht hieß es, Bushiri und seine Frau hätten mehrere Pässe, auch diplomatische. Das Außenministerium stellte daraufhin klar, dass religiöse Prediger in Südafrika keine diplomatischen Pässe erhielten. Es müsse sich um malawische Dokumente handeln. Aus der Ferne erklärte derweil Bushiri, er habe sich in Südafrika seit 2015 nicht mehr sicher gefühlt. Seine Familie habe Morddrohungen erhalten, doch die Behörden hätten nichts unternommen. Es handle sich daher um einen „taktischen Rückzug“ aus dem Land. „Wir müssen lebendig sein, um unsere Unschuld vor Gericht beweisen zu können.“ Die Behörden in Südafrika müssten einen „unparteiischen und fairen Prozess“ garantieren. In nächster Zeit haben die Bushiris wohl wirklich nichts zu befürchten. Die südafrikanische Regierung teilte mit, man bereite einen Antrag auf Auslieferung vor. Doch solche Begehren ziehen sich oft über Jahre hin. Die Anhänger halten derweil weiter zu „Major 1“ und Mary. Ein Twitter-Nutzer schrieb: „Egal, ob Prophet oder nicht, er ist genial. Wie kann ein Mann aus Malawi ganz Südafrika durcheinanderbringen?“