Von den 30 korruptesten Staaten der Welt liegt die Hälfte in Afrika.
Afrika
Nassauische Neue Presse
Korruption lähmt Entwicklung in Afrika
Trauriger Rekord: Dauerhafte Entwicklung ist so nur schwer möglich.
Von Markus Schönherr (KNA)
Kapstadt. «Es ist weder Aids noch Armut, sondern Korruption, die die größte Gefahr für das Volk birgt.» Das Zitat stammt von Sambias früherem Präsidenten Levy Mwanawasa (1948-2008) und ist bis heute hochaktuell. Am Sonntag wird der Internationale Tag gegen Korruption begangen; laut Transparency International hält Afrika in Sachen Korruption einen traurigen Rekord. Dem Index zufolge liegt die Hälfte der dreißig korruptesten Staaten in Afrika. Jährlich wandert ein Viertel des afrikanischen Bruttoinlandsprodukts in private Taschen.
Als eine der stabilsten Demokratien auf dem Kontinent gilt Südafrika, doch auch das Land am Kap ist gegen Korruption nicht gefeit. In Johannesburg kalkulieren Taxifahrer ihr Budget bereits mit den nötigen Bestechungsgeldern. Die letzten beiden Polizeipräsidenten verloren ihre Posten in Korruptionsskandalen. Die neuste Aufregung gilt dem Präsidenten selbst: Vor zwei Jahren hatte Jacob Zuma die Renovierung seiner privaten Villa in der Kleinstadt Nkandla in Auftrag gegeben. Heute ist ein Riesenprojekt daraus erwachsen, das statt der geplanten 6,8 Millionen Rand bis heute 248 Millionen Rand (21,5 Millionen Euro) verschlang. Die Mittel für die Arbeiten stammen aus der Staatskasse.
Die südafrikanische Zeitung «Sunday Times» will herausgefunden haben, dass von dem Geld zwei zusätzliche Häuser gebaut und zwei von Zumas Brüdern ausbezahlt wurden. Hellen Zille, Führerin der oppositionellen Demokratischen Allianz, kritisierte im Staatsradio SAFM: «In keinem anderen demokratischen Land hätte der Präsident sein Amt am Ende der Woche noch innegehabt.»
2003 rief das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) den Welttag gegen Korruption ins Leben, um auf die negativen Auswirkungen auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft aufmerksam zu machen. Nach Schätzung der UNODC gehen in Afrika jährlich 148 Milliarden US-Dollar durch Bestechungsgeld verloren - ein Viertel des afrikanischen Bruttoinlandprodukts. Die Gelder, die statt in die Landwirtschaft, die Gesundheitsversorgung oder die Bildung in die Taschen korrupter Beamten flössen, fehlten im Alltag und verhinderten eine langfristige Entwicklung, so Transparency International.
Nach Einschätzung des südafrikanischen Politologen Ralph Mathekga, sind Entwicklungsländer besonders anfällig für Korruption. Dies sei auf die Ungleichheit und das hohe Maß an Armut zurückzuführen, sagte Mathekga der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). «Während sich in Europa auch Minderverdiener Güter des täglichen Bedarfs leisten können, steht die Lücke zwischen Arm und Reich in Afrika weit offen.» Bestechung sei ein Weg, um diese Lücke zu füllen.
Um Korruption zu bekämpfen, schlägt Transparency International die Offenlegung aller Geldflüsse vor. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) gemacht. Das Institut finanziert Projekte in 53 afrikanischen Ländern. Für seine Geldflüsse fordert die Bank daher höchste Transparenz. Mitarbeiter sind für Informanten rund um die Uhr erreichbar und bei konkreten Anschuldigungen wird eine Anti-Korruptions-Abteilung aktiv. «Der Sanktionskommissar entscheidet dann, ob die Beweise ausreichen und trifft Sanktionen bis hin zum Stopp der Finanzierungen», sagt Anna Bossman von der AfDB. «Dieses Jahr hat unsere Abteilung bereits 22 Fälle behandelt.»
Nach Einschätzung Mathekgas braucht es jedoch noch mehr, um Korruption wirksam zu bekämpfen: «Solange Politiker wegen ihrer Skandale keine Konsequenzen fürchten müssen, wird es auch für die übrige Gesellschaft schwer, der Korruption abzuschwören.» Ein früheres Korruptionsverfahren gegen Präsident Zuma wurde von der Nationalen Klagekommission (NPA) mit der Begründung eingestellt, es sei politisch motiviert. «Theoretisch könnte das Gericht jederzeit das Verfahren wieder aufnehmen, falls es neue Beweise gegen Zuma findet», sagt Mathekga. Doch ob es dazu kommt, ist fraglich.