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Portrait Uhuru Kenyatta

Kenia
FAZ Thomas Scheen Die Großmolkerei Brookside, die Hotelkette Heritage, das Medienunternehmen Mediamax, das Bankhaus Commercial Bank of Africa sowie Ländereien im Rift Valley, deren Größe auf weit über eine Million Hektar geschätzt wird: Die Kenyatta-Familie hat es glänzend verstanden, den Namen des legendären kenianischen Gründungsvaters Jomo Kenyatta in wirtschaftliche Macht umzusetzen. Sein Sohn Uhuru Kenyatta, der gerade für eine zweite Amtszeit als Präsident des Landes bestätigt wurde, gilt mit einem geschätzten Privatvermögen von mehr als 500 Millionen Dollar als einer der reichsten Afrikaner. Der Verdacht liegt deshalb nahe, da habe sich einer den Posten des Präsidenten mehr oder weniger gekauft, zumal Kenyatta zum Volk der Kikuyu gehört, der größten Ethnie in Kenia. Doch so einfach ist es nicht. Uhuru („Freiheit“ auf Swahili) ist ein politisch Spätberufener. Bis Mitte der neunziger Jahre war er der Öffentlichkeit nur als Generalmanager des Kenyatta-Imperiums bekannt. 1996 unternahm er seine ersten politischen Gehversuche als Regionalvorsitzender der Partei Kenya African National Union (Kanu) und verlor ein Jahr später prompt seinen Wahlkreis in Thika bei Nairobi. 2002 gelang es ihm trotzdem, zum Vorsitzenden von Kanu gewählt zu werden, und das hatte er Daniel arap Moi zu verdanken, dem Nachfolger seines Vaters als Staatschefs. Moi, der dem Volk der Kalenjin angehört, gilt als Ziehvater des Kikuyu Kenyatta, was angesichts der sonst üblichen Abgrenzungen der Ethnien bemerkenswert ist. Die Nähe zu dem ungeliebten Despoten Moi war allerdings auch der Grund, warum Kenyatta bei der Präsidentschaftswahl 2002 regelrecht unterging. In 2007 kandidierte er erst gar nicht, weil er nach eigener Einschätzung „chancenlos“ war. Diese Wahlen endeten mit mehr als 1000 Toten und einer mühsam gebildeten Großen Koalition, in der der ewige Oppositionelle Raila Odinga Ministerpräsident wurde und Kenyatta zunächst zum Landwirtschaftsminister, später dann zum Finanzminister unter Präsident Mwai Kibaki berufen wurde. Die blutig verlaufenen Wahlen brachten Kenyatta allerdings 2012 eine Klage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen des Verdachts auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein, weil er seinen Einfluss bei den Kikuyus genutzt haben soll, um diese gegen die Kalenjin aufzuhetzen. Kenyatta hat dies stets bestritten und setzte die Klage im Wahlkampf 2013 geschickt zu seinem Vorteil ein, indem er an den Nationalstolz im Angesicht einer „imperialen Verschwörung“ appellierte. Er gewann damals knapp vor Raila Odinga. Im Dezember 2014 schließlich zog Chefanklägerin Fatou Bensouda die Klage zurück, weil sie keine Beweise liefern konnte, und Kenyatta wurde als Präsident wieder salonfähig: Barak Obama besuchte das Land seines Vaters und der Papst schaute ebenfalls vorbei. Der 1961 in Nairobi geborene und in Massachusetts ausgebildete Kenyatta ist seit 1989 mit Margaret Wanjiru Gakuo verheiratet, einer Tochter des Eisenbahnmanagers Njuguna Gakuo. Das Paar hat drei Kinder. Das Imperium der Kenyatta-Familie wird seit Uhurus Wahl zum Staatschef von seinem Bruder Muhoho Kenyatta geleitet.