Beitrag vom 15.08.2021
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Erfolg beim Kampf gegen Malaria?
Mit etwa 200 Millionen Erkrankten pro Jahr ist die Malaria die häufigste Infektionskrankheit der Welt, zu 90 Prozent ist Afrika betroffen. Impfstoffe lassen jedoch auf sich warten.
von Volker Seitz
In den Tropen und Subtropen erkranken weltweit jedes Jahr über 200 Millionen Menschen an Malaria. Mehr als 400.000 der Infizierten sterben im gleichen Zeitraum. Betroffen ist vor allem Afrika. Die Hoffnungen auf die Einführung eines Impfschutzes sind immer wieder enttäuscht worden. Ein Impfstoff mit dem sperrigen Namen RTS,S/AS01 wurde an der New York Universität entdeckt und von dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt. Der Impfstoff ist im Herbst 2013 erstmals von der Firma GSK zur begrenzten Anwendung und für Studien ausgeliefert worden.
Die WHO verabreicht das Vakzin seit dem Jahr 2019 in einem Pilotprojekt in Ghana, Kenia und Malawi. Nach insgesamt drei Teilimpfungen sollten mindestens ein Drittel der Geimpften für vier Jahre vor einer Erkrankung bewahrt werden. RTS,S hatte zunächst eine Wirksamkeit von 56 Prozent, nach den vier Jahren Erprobung war der Schutz auf 36 Prozent gesunken. Der Spiegel der schützenden Antikörper war mit der Zeit deutlich abgesunken. Jetzt gibt es ein neues Vakzin der Universität Oxford „R21/Matrix-M“. Dieser Impfstoff baut auf dem bisher einzigen entwickelten Malaria-Vakzin RTS,S auf. Die Forscher der Universität Oxford impften 450 Kinder und erreichten die von der WHO vorgegebene Marke von 75 Prozent Wirksamkeit.
Allerdings gibt es einen Haken: Es wurden erst die erste und zweite von drei Studienphasen absolviert. Die Ergebnisse müssen noch an mehr Probanden und über einen längeren Zeitraum bestätigt werden.
Auch der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech hat kürzlich eine Initiative angekündigt. BioNTech-Chef Ugur Sahin versprach „erhebliche Investitionen“ in einen Malaria-Impfstoff auf der Basis der eigenen mRNA-Technologie zu entwickeln und zudem Produktionskapazitäten vor Ort zu etablieren. BioNTechs Vorhaben ist Teil der sogenannten Eradicate-Malaria-Initiative, die Malaria ausrotten möchte und federführend von der Kenup-Stiftung (Malta) geleitet wird. Unterstützt wird das Vorhaben von der EU-Kommission, der Europäischen Investitionsbank und der Gates-Stiftung.
Malaria wird von Plasmodien ausgelöst. Parasiten sind vom Differenzierungsgrad her viel weiter entwickelt als Bakterien. Sie entwickeln schneller Resistenzen; d.h. ein Impfstoff, der tatsächlich Erfolge zeigt, kann bereits sehr schnell wieder untauglich sein. Malaria-Parasiten vom Typ Plasmodium falciparum werden mehr und mehr gegen das übliche Medikament Artemisinin, das ich noch erfolgreich eingenommen habe, resistent.
Mittel werden rasch resistent, zumal wenn sie schon massenhaft zur Vorbeugung eingesetzt werden. Es gelten vor allem mit Insektiziden imprägnierte Netze über den Betten als wirksame, billige und praktikable Bekämpfungsmethode. Bislang mit nur mäßigem Erfolg. In 88 Ländern, davon 39 in Afrika, werden die Moskitonetze kostenlos verteilt. Nur leider nehmen nach meinen Erfahrungen selbst gebildete Afrikaner das Angebot nicht ausreichend an.
Die nachtaktiven Mücken suchen ihre Opfer bevorzugt ab Einbruch der Dämmerung heim. Ich habe mich immer mit hellen langärmeligen Hemden und langen Hosen und Socken zu schützen versucht, dunkle Farben ziehen Moskitos an. Sämtliche Kleidungsstücke mit einem DEET-haltigen Mückenspray (ungesund, aber wirksam) imprägniert. Dann ist die Gefahr, ab Sonnenuntergang von der weiblichen Anopheles-Mücke gestochen und damit infiziert zu werden, etwas geringer.
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Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte 11. Auflage erschien am 18. März 2021. Volker Seitz publiziert regelmäßig zu afrikanischen Themen und hält Vorträge (z.B. „Was sagen eigentlich die Afrikaner“, ein Afrika-ABC in Zitaten.)