Beitrag vom 01.07.2016
Tiroler Tageszeitung
Ruanda erhöht Einfuhrzölle für Secondhand-Kleidung drastisch
Kigali (APA/AFP) - Zum Schutz der Textilindustrie hat Ruanda die Einfuhrzölle auf Secondhand-Kleidung mehr als verzehnfacht. Während für ein Kilo bisher 0,2 Dollar fällig waren, sind es seit Freitag 2,50 Dollar (2,24 Euro) pro Kilo Bekleidung und fünf Dollar für Schuhe, wie eine Vertreterin der Behörde für staatliche Einnahmen der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Die Maßnahme solle die heimische Industrie „unterstützen“. Gebrauchte Schuhe und Kleidung sind in Ruanda wie auch in anderen afrikanischen Staaten sehr beliebt. Sie werden vor allem aus Europa und Nordamerika importiert und zu Niedrigpreisen wieder verkauft.
Die Staatschefs der Gemeinschaft ostafrikanischer Staaten hatten sich Anfang des Jahres in Tansania auf ein Importverbot für Secondhand-Kleidung bis 2019 verständigt, weil die Billigkleider die Textilbranche der Länder ruinieren. Die nun erfolgte Anhebung der Importzölle in Ruanda sei eine Frage der „Würde“, sagte kürzlich der Wirtschaftsminister des Landes, Claver Gatete.
In Ruanda gibt es zwei Textilfabriken, eine davon ist Utexrwa. Ihr Chef Patel Ritesh begrüßte die höheren Importzölle. Die Maßnahme ermögliche, die am Boden liegende Branche wiederzubeleben. Die Bevölkerung ist dagegen kritisch. Sie befürchtet, dass nun auch die Preise für gebrauchte Kleidung steigen und die heimische Industrie sich nicht schnell genug auf die Nachfrage einstellen kann.