Beitrag vom 19.07.2012
Tagesspiegel - Zeitung Heute
ENTWICKLUNGSHILFE : Milliardärssteuer
Mit einer Abgabe von einem Prozent auf ihr Vermögen sollen die Superreichen der Welt den Aufbau von Entwicklungsländern mitfinanzieren. Das schlug Anfang Juli die Welthandels- und Entwicklungskonferenz vor, eine Unterorganisation der Vereinten Nationen. Weltweit gibt es 1226 Superreiche, die mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr verdienen. Die meisten Milliardäre, 425, leben in den USA, 310 in Europa. Ihr Vermögen wird insgesamt auf 4600 Milliarden Dollar geschätzt. Die Steuer würde demnach 46 Milliarden Dollar generieren. Laut der Studie hätte jeder "Durchschnittsmilliardär" nach Abzug der Steuer immer noch 3,7 Milliarden Euro zur Verfügung.
Bei Ausgaben von 1000 Dollar am Tag bräuchte jeder von ihnen damit immer noch 10 000 Tage, um pleite zu sein.hgi
Kommentare:
EmpfehlenAbbrechenKaum sinnvolle Projekte
Den Superreichen wird es nicht weh tun, aber immer mehr Geld in die alten Schläuche ist nutzlos- zumindest für Armen. Das schlimmste an der Diskussion: Sie konzentriert sich auf finanzielle Größen - und leistet dem verheerenden Denken Vorschub, mehr Geld bringe mehr, mehr Geld bedeute mehr Entwicklung. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, dass sich Entwicklung von außen nicht steuern lässt, werden nicht zur Kenntnis genommen. Es gibt keine überzeugenden Argumente für immer mehr Geld wenn die Impulse für Entwicklung nicht aus dem Land selbst kommen. Wenn Entwicklungshelfer nach eigenen Erfahrungen die Sinnhaftigkeit der Hilfe in Frage stellen, wird dies von einer angstbesetzten Hierarchie als Illoyalität vorgehalten.Nach wie vor haben Hilfsorganisationen Probleme um genügend sinnvolle Projekte zu finden, um die Mittel loszuwerden.
Aber vom Mitleid und steter Fürsorge zu leben kann sich richtig lohnen. Fragen nach Ursachen weshalb Entwicklungsprojekte scheitern, sind unbequem. Viel einfacher ist es mehr Geld zu fordern. Mißstände - wie fehlende demokratische Beteiligung der Bevölkerung, Menschenrechte oder Korruption - in Afrika werden von westlichen Politikern stillschweigend hingenommen.
Volker Seitz, Autor "Afrika wird armregiert"