Beitrag vom 02.09.2010
"Weltwärts" bitte schleunigst beenden!
Von Steuergeldern finanziertes Tourismus Programm des BMZ für junge Schulabgänger
02.09.2010
I.
"Weltwärts" heißt ein Anti-Entwicklungs-Programm, das vom BMZ 2008 gestartet wurde mit einem Jahresbudget von 70 Mio Euro.Selbst wenn das in diesem Haushaltsjahr noch 29 Mio Euro wären, sind immer noch 29 Mio Euro Steuergelder falsch ausgegeben.
II.
Das Programm ist die über Steuergelder finanziertes Tourismus Programm für junge Leute, die noch nichts gelernt haben. Die von sich sagen können, sie hätten zwei gesunde Füße und zwei gesunde Arme. Davon gibt es in den Ländern Afrikas, Lateinamerikas, Asiens genug.
III.
Unsere Kritik richtet sich in gar keiner Weise gegen jene jungen Deutschen, die die Angebote dieses Programms guten Glaubens in Anspruch nehmen. Sie verdienen ebenso wenig wie ihre Eltern oder Lehrer Kritik. Diese Kritik geht allein gegen das BMZ.
III.
Mit diesem Programm leistet sich die entwicklungspolitische Berater-Helfer- Kommunität eine Erweiterung des neuen Berufsbildes "Entwicklungshelfer": Selbst hier noch nicht Entwickelte werden herausgeschickt zur ‚Entwicklung'.
Bisher saßen nur Fachleute, die etwas können, im subventionierten Boot. Jetzt subventioniert man junge Schulabgänger, damit sie ihr politisches Bewusstsein ausbilden. Nach Schulabschluß gehen Jugendliche auf Kosten der Steuerzahler in die Dritte Welt, machen ein "Weltwärts"-Zertifikat, und sind als Rückkehrer Nutznießer der "Finanzierungslinie zur Rückkehrarbeit ‚weltwärts - und danach'".
IV.
Es geht bei dem Urteil über "Weltwärts" nicht darum, in wie vielen Fällen die Entsendung von jungen Leuten scheitert, durch vorzeitigen Abbruch oder durch groben Unfug. Es geht darum, sich klarzumachen: Wir helfen mit dem Programm uns selbst. Wir helfen nicht den Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika.
V.
Diese sog. Freiwilligen bekommen pro Monat 530.- Euro und 230.- für die pädagogische Betreuung durch eine EO, eine Entsendeorganisation.
Natürlich hat der sog. Freiwillige nichts zu zahlen, weder für den Flug noch den Transport zum Flughafen noch den zum Seminar.
VI.
BMZ-Minister Dirk Niebel hat dieses Programm seiner Vorgängerin übernommen. Er spricht von seiner Zeit als junger Spund in einem israelischen Kibbuz. Hat ihm das damals die FDP, die Friedrich Naumann Stiftung oder die Bundesregierung bezahlt und subventioniert?
VII.
Eine Organisation, die "Weltwärts"-Leute hier nach Rückkehr betreut (www.und-jetzt-Konferenz.de), bekommt schon 5 Mio Euro zur Abwicklung ihrer Organisation und ihrer Planstellen.
VIII.
Alle Engagierten in der Partnerschaft mit Afrika, Lateinamerika, Asien, sollten zugunsten dieser Länder fordern, dieses Programm ersatzlos zu streichen.
Rupert Neudeck
Winfried Pinger
Andre Munzinger
(am 2.9.10 auf einer Pressekonferenz in Bonn von R. Neudeck und W. Pinger vorgestellt)