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Beitrag vom 07.08.2009

Bonner General-Anzeiger
Hillary Clinton in Afrika
Selbsthilfe
Von Frank Räther, Johannesburg

Wir wollen eine Ausweitung des Handels mit den Vereinigten Staaten und dafür muss Washington den Markt weiter für afrikanische Produkte öffnen, verlangte Kenias Präsident Mwai Kibaki von der US-Außenministerin.
Hillary Clinton hatte in Kenia ihre elftägige Reise durch sieben Länder Afrikas begonnen, die sie auch nach Südafrika führte. Angola, Kongo (Kinshasa), Nigeria. Liberia und die Kapverden folgen. Überall wird sie auf eine ähnliche Forderung stoßen. Und dies, obwohl bereits fast 6 500 Produkte des Kontinents im Rahmen des sogenannten Agoa-Programms zollfrei in die USA eingeführt werden dürfen.
Doch wenn auch der afrikanische Export in die Vereinigten Staaten die 100-Milliarden-Dollar-Grenze jährlich überschritten hat, sind 92 Prozent davon ausschließlich Erdöl. Hingegen ging der Textilexport im vorigen Jahr um zehn Prozent zurück. Kein Wunder, denn in Afrika verdienen die Arbeiter doppelt so viel wie ihre Kollegen in Bangladesch, so dass die Waren auf dem Markt zu teuer sind.
Und wenn ein amerikanischer Importeur Bestellungen in Afrika aufgibt, so braucht es gegenüber Asien mehr als doppelt so lange, bis er die Textilien erhält. Und der Begriff Marktforschung ist auf dem schwarzen Kontinent weitgehend unbekannt.
Es liegt nicht an den USA oder den westlichen Ländern, dass zu wenig afrikanische Waren dort auf den Markt kommen, sondern an diesen Staaten selbst. Gleiches gilt für Investitionen außerhalb des Erdölsektors.
Und so erklärte Clinton ihren Gastgebern, dass wirtschaftlicher Fortschritt in erster Linie verantwortungsvolle und Resultate hervorbringende Regierungen, demokratische Mitwirkung des Volkes, Ablehnung von Korruption und Verlass auf Rechtsstaatlichkeit voraussetze. Im Prinzip Binsenwahrheiten. Doch in vielen afrikanischen Staaten sind dies noch immer keine Selbstverständlichkeiten.
Statt dessen haben sie sich daran gewöhnt, dass die Industrieländer mit Milliardensummen all dies tun, wofür sie selbst verantwortlich sind. Also Straßen, Schulen und Gesundheitszentren bauen und betreiben. Und auch den Staatshaushalt zum Teil über die Hälfte aus Auslandshilfen finanzieren, damit man sich selbst nicht um wirtschaftliche Entwicklung und die damit möglichen steigenden Steuereinnahmen kümmern muss.
Afrikas Unterentwicklung ist zum größten Teil hausgemacht und den eigenen versagenden Regierungen anzulasten. Als Ghana 1957 unabhängig wurde, hatte das westafrikanische Land das gleiche Bruttosozialprodukt wie Südkorea. Doch während inzwischen Autos, Kühlschränke und Fernseher südkoreanischer Firmen bereits amerikanische und europäische Produkte vom Markt verdrängen, hat Afrika noch immer fast ausschließlich Rohstoffe anzubieten. Nicht die USA oder Europa müssen endlich etwas tun, damit sich das ändert, sondern Afrika selbst.