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Beitrag vom 21.06.2009

Welt Online
Afrika verharrt in Armut
von Robert Skidelsky, emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Warwick University

Der schwarze Kontinent gilt als hoffnungsloser Fall. Gut gemeinte Hilfe versickert, der Markt funktioniert nicht. Ein Teufelskreis aus Armut und blutigen Konflikten. Die Welt ist ratlos.
Als Heimat eines Sechstels der Weltbevölkerung, das jedoch nur ein Vierzehntel zum weltweiten BIP beiträgt, ist Afrika eines der augenfälligsten Opfer der weltweiten Rezession. Nach einem halben Jahrzehnt mit einer Wachstumsrate von fünf Prozent rechnet man 2009 mit einer Halbierung des Wachstums.
Zunächst schien die Lösung für Afrikas Unterentwicklung offensichtlich. Afrika brauchte Kapital, hatte aber keine Ersparnisse. Deshalb musste Geld von außen kommen - von Institutionen wie der Weltbank. Die Armut mit Geld zu bekämpfen wurde zum Allheilmittel. Aber es half nichts. Der größte Teil der Hilfe wurde gestohlen oder verschwendet.

Das Geld versickerte

"Handel, nicht Hilfe" war die neue Parole. Unter der Federführung des Ökonomen Peter Bauer wurde dies zur Patentlösung des Washington-Konsenses in den 80er-Jahren. Es war modern zu behaupten, Afrika würde aufholen, wenn es seine Ökonomien dereguliert und auf exportinduziertes Wachstum setzt wie die "Wunderökonomien" Ostasiens. Die Bereitstellung eines reduzierten Hilfsvolumens wurde an einen Rückbau des öffentlichen Sektors gebunden. Doch obwohl sich der Staat zurückzog, machte Afrika keinen großen Sprung in Richtung Wohlstand.
Den interessantesten Ansatz der Gegenwart bietet der Oxford-Ökonom Paul Collier. Er argumentiert, dass viele afrikanische Staaten in eine oder mehrere Entwicklungsfallen tappten, denen man extrem schwer entkommen kann. Wenn ein Land überdies in einer dieser Fallen festsitzt, tappt es auch leicht in die nächste. Armut macht anfällig für Konflikte, und in Konflikte verwickelt zu sein macht arm.

Teufelskreis aus Armut und Kriegen

Welche Hoffnung besteht also für ein von Bürgerkrieg zerrissenes Land? Collier tritt für militärische Interventionen zur Friedenssicherung ein - wenn diese durchführbar sind. Er unterstützt internationales Engagement, um den Frieden nach Konflikten zu stärken. Aber anhaltende internationale Hilfe sollte sich auf die freiwillige Bereitstellung von Modellen guter Regierungsführung beschränken.
Angesichts zahlloser Flüchtlinge an den Grenzen, Piraten, die Schiffe entführen, und Terroristen, die Zuflucht suchen, ist klar, dass zwar die Lösung selbstbestimmt in afrikanischen Händen liegt, aber seine Probleme uns alle angehen. Der Rest der Welt kann sich Afrikas Armut nicht mehr leisten. 50 Jahre voller Fehlschläge machen aber deutlich, dass die Welt keine Ahnung hat, was sie dagegen tun kann.