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Beitrag vom 27.05.2025

finanzmarktwelt.de

Widerstand gegen China wächst in Sahelzone

China unter Druck: Niger schmeißt Öl-Arbeiter raus

von Dói Ennoson

Niger provoziert China: Der westafrikanische Staat hat alle chinesischen Arbeiter im Ölsektor des Landes aufgefordert, bis Ende Mai das Land zu verlassen. Dies geht aus einem Brief des Erdölministers Sahabi Oumarou an die China National Petroleum Corporation (CNPC) hervor. Betroffen sind auch Subunternehmer und Dienstleister. Die Maßnahme ist ein klares Zeichen für Nigers Streben nach mehr Kontrolle über seine Ressourcen und Arbeitskräfte.

Öl, Uran und Kontrolle: China und sein Interesse in Niger

Niger, das seit 2018 Teil der Belt-and-Road-Initiative (BRI) ist, arbeitet seit 2008 mit der CNPC zusammen, die 5 Milliarden US-Dollar investierte, um Öl im Osten des Landes zu fördern. Die SORAZ-Raffinerie in Zinder, die 2011 in Betrieb ging, hat eine Kapazität von 20.000 Barrel pro Tag und deckt den inländischen Bedarf sowie Exporte nach Nigeria.

China ist zudem an Nigers Uranvorkommen interessiert, einem Schlüsselrohstoff für die nukleare Energieproduktion. Die China National Nuclear Corporation (CNNC) betreibt die Azelik-Mine in der Region Agadez, die 5 Prozent der weltweiten Uranproduktion ausmacht.

Zentrales Projekt der Zusammenarbeit im Rahmen der BRI ist die Niger-Benin-Pipeline, die im Laufe dieses Jahres in Betrieb gehen soll und Öl aus der Region Agadem nach dem Hafen von Cotonou transportieren wird. Niger hat bereits angekündigt, die Bedingungen für dieses Projekt zugunsten einheimischer Interessen anzupassen, was die wachsende Skepsis gegenüber Chinas Dominanz widerspiegelt.

China steht für etwa 25 Prozent des nigerischen Außenhandels und ist damit der größte Handelspartner neben Frankreich. Für Niger könnte das Zerwürfnis beträchtliche Konsequenzen haben, während Niger für China vor allem wegen seiner Uranvorkommen von Bedeutung ist.

Rückschlag für China: Niger fordert Transparenz

Die Entscheidung Nigers, chinesische Arbeiter auszuweisen, ist ein Ausdruck tiefer Frustration. Minister Oumarou kritisiert die CNPC für die Missachtung einer Verordnung von August 2024, die lokale Unternehmen fördern soll. Er bemängelt die Lohnunterschiede: Expatriates verdienen sechs Mal mehr als einheimische Arbeiter. Zudem wird die Buchhaltung der SORAZ-Raffinerie auf Chinesisch geführt und aus China kontrolliert, was die Intransparenz verstärkt. Bereits im März wurden drei chinesische Manager ausgewiesen, und ein chinesisches Luxushotel wurde geschlossen. Diese Maßnahmen zeigen, dass Niger entschlossen ist, seine Ressourcen besser zu schützen und lokale Arbeitskräfte zu fördern.

Niger setzt auf lokale Kräfte – Risiko für Ölindustrie

Nigers Energiesektor ist begrenzt, und das Land ist auf die Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen wie der CNPC angewiesen. Die Ausweisung chinesischer Arbeiter gefährdet die Produktion an der SORAZ-Raffinerie, insbesondere da Niger eine „Nigerization“ der Arbeitskräfte plant, um lokale Beschäftigung zu fördern.

Nigers Maßnahmen sind kein Einzelfall. In der Sahel-Region, zu der auch Mali und Burkina Faso gehören, versuchen Länder zunehmend, ihre Ressourcen zu kontrollieren. China hat in den letzten Jahren seinen Einfluss durch Investitionen und Entwicklungshilfe ausgebaut, doch die Skepsis afrikanischer Länder gegenüber Chinas Einfluss wächst. Immer öfter realisieren afrikanische Länder, dass ihre Rohstoffvorkommen für relativ kleine Investitionsprojekte verscherbelt werden. Zudem partizipieren sie weder an der Ausbeutung der Ressourcen noch an den Projekten, die in der Regel von chinesischen Firmen mit chinesischen Arbeitern vor Ort geleistet werden.

Widerstand gegen China wächst in der Sahelzone

Die Ausweisung chinesischer Arbeiter aus Niger erschein wie ein Ausbruch, der die ungleiche Kooperation anprangert. China behandelt dabei seine afrikanischen „Partner“, wie einst die ausländischen Mächte China während der Zeit der „ungleichen Verträge“ – und wundert sich, dass es immer wieder zur Rebellion gegen dieses Verhalten kommt. Auf der anderen Seite haben die afrikanischen Länder immer noch nicht gelernt, ihre Interessen selber in die Hände zu nehmen und nachhaltige Entwicklungen in ihrem Land voranzutreiben. Der Konflikt zwischen Niger und der CNPC steht stellvertretend für den wachsenden Unmut, aber auch die Ohnmacht afrikanischer Länder gegenüber China.