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Beitrag vom 23.01.2021

Achgut.com

Afrika-ABC in Zitaten: Fremdenfeindliche Gewalt (13)

von Volker Seitz

Fremdenfeindliche Gewalt

Die südafrikanische Ärztin und Schriftstellerin Kopano Matlwa schreibt in ihrem Roman „Du musst verrückt sein, wenn Du trotzdem glücklich bist“, btb 2019, mit drastischen Worten gegen die fremdenfeindliche Gewalt in ihrem Land: „Den ganzen Tag über loderten im Fernsehen brennende Baracken, brennende Läden und verbrannte Menschen. Auf den Straßen wimmelte es von blutdurstigen Männern, die verlangten, dass alle Ausländer das Land verlassen. Nyasha kam kurz nach mir nach Hause und hat sich seither nicht mehr blicken lassen. Also habe ich allein die Nachrichten geschaut, ohne Ton. Sie zeigten Aufnahmen von einem nackten Mann, der von einer aufgebrachten Meute junger Männer über den Boden geschleift wurde, während Blut aus seinem Kopf sprudelte, dann eine Gruppe Polizisten, die Wasser über die Leiche einer älteren Frau gossen. Überall Hämmer, Äxte, Messer, Flaschen, Stangen, Steine, Männer, Frauen, Kinder, Tiere.

Natürlich fällt es schwer, sich das anzusehen. Aber ich musste. Ich musste mich diesem entsetzlichen Etwas stellen, das wir geworden sind.“

„Es wird schlimmer. Die fremdenfeindliche Gewalt breitet sich aus wie Buschfeuer. Gestern Nacht, beim Bereitschaftsdienst, brachten die Rettungssanitäter einen ausländischen Staatsbürger, der bei lebendigem Leib angezündet worden war und Verbrennungen dritten Grades an achtzig Prozent seines Körpers erlitten hatte.“ (S. 105)

Freund oder Feind

Der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie, Asfa-Wossen Asserate, schreibt in „Die neue Völkerwanderung“, Propyläen 2017: „Afrikas Potentaten verstehen sich auf die bewährten Strategien der Manipulation, wie sie auf der ganzen Welt üblich sind: Minderheiten zum Sündenbock erklären, Bestechung im kleinen und großen Stil, gegnerische Kandidaten ausschalten, Wahlfälschung. Ihnen fehlt das Bewusstsein dafür, was politische Gegnerschaft bedeutet, sie kennen nur Freund oder Feind. Es gibt in Afrika mehr als 2.000 Sprachen, aber in keiner ein Äquivalent für das deutsche Wort ,Gegner‘, wie es die westlichen Demokratien aus dem parlamentarischen Zusammenspiel der politischen Parteien gewohnt sind ' Der Anhänger einer anderen Partei mag anders denken als ich selbst, aber ich respektiere seine Meinung – und respektiere ihn als Menschen‘. Dieses Credo der Demokratie ist den meisten afrikanischen Führern bis heute fremd. In vorkolonialen Zeiten hörte man in Afrika oft den Satz: ,Weißt Du nicht, wer ich bin? Ich bin der Feind von Soundso.' Man leitete seine gesellschaftliche Stellung von der Stellung seines Feindes ab. Afrikas autokratische Herrscher von heute fallen noch hinter diese Zeiten zurück, wenn sie glauben, jede abweichende Meinung müsse unterdrückt werden, da sie ihnen und ihrem Fortkommen im Wege stünde.“ (S. 131/32)