Beitrag vom 17.06.2017
Badische Zeitung
Deutsche Entwicklungshilfe in Afrika
Wir haben die Partner wohl zu lange verwöhnt
Leserbrief von Prof. Dr. Hans Ferdinand Illy, Merzhausen zu:
"Endlich mehr zu essen", Beitrag von Jörg Buteweg in Badische Zeitung, 3. Juni
Der an sich recht informative Beitrag vermittelt ein nicht ganz korrektes Bild, was die übliche Laufzeit von Projekten betrifft. In der Entwicklungspolitik (davon strikt zu trennen ist die Katastrophenhilfe) wird in der Regel zuerst eine Pilotphase von zwei bis drei Jahren gefördert. Dann wird überprüft (oft durch unabhängige Gutachter wie der Verfasser dieser Zeilen), ob schon positive Effekte erzielt wurden oder mit hoher Wahrscheinlichkeit in der näheren Zukunft zu erwarten sind. Wenn diese nicht nachgewiesen werden können, erfolgt keine Weiterfinanzierung. Dies ist der ganz normale Fortgang bei Maßnahmen, die mit Steuermitteln finanziert werden, also keineswegs eine "Katastrophe", wie behauptet. Im Gegenteil: Eine solche Korrektheit des Finanziers ist uneingeschränkt zu loben!
Das Problem vieler Projekte in Afrika liegt darin, dass wenig Breitenwirksamkeit (über wenige Dörfer hinaus) und Nachhaltigkeit (positive Wirkungen, gemessen fünf Jahre nach Rückzug der externen Förderung) erzielt worden sind. Wir haben dann den Partner wohl über viele Jahre verwöhnt und nicht zur Selbständigkeit gebracht (gegen das Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe"). Die Diffusion von Neuerungen in Afrika ist ein weites Problemfeld auch deshalb, weil unsere Vorstellungen ("Das gute Beispiel wird sich schon durchsetzen") nicht greifen, sondern auf Neid, Missgunst, ja physische Zerstörung des Erreichten stoßen. Die staatlichen Beratungsdienste versagen oft schon deshalb, weil die Berater nicht selten von den Bauern, ihren Klienten, Geld und Naturalien erpressen. Leider hängen die nichtstaatlichen Partner, die etwa die Welthungerhilfe aufbaut, auch allzu lange am Tropf der externen Finanzierung. Übrigens: Die Deutsche Welthungerhilfe finanziert sich zu (nur) 25 Prozent aus Spenden. Mit diesen Mitteln kann sie machen, was sie für richtig hält – auch Projekte mit längerer Laufzeit auf den Weg bringen – und gegenüber ihren Spendern verantworten kann.