Beitrag vom 04.02.2016
FAZ
Trüber Ausblick für Südafrika
clb. KAPSTADT, 3. Februar. Nach dem Internationalen Währungsfonds (IWF) hat jetzt auch die Weltbank die Wachstumsprognose für Südafrika drastisch gesenkt. Die führende Volkswirtschaft in Afrika werde in diesem Jahr nur noch um 0,8 Prozent zulegen, schätzen die Ökonomen. Bisher waren sie von 1,4 Prozent ausgegangen. Der IWF ist noch pessimistischer mit einer Prognose von 0,7 Prozent, halb so viel wie zuvor.
Wie andere Schwellenländer ist Südafrika vom Niedergang der Rohstoffpreise und einem schwächeren Wachstum in China getroffen. Zusätzlich erlebt das Land wie seine Nachbarn eine Jahrhundertdürre, die nach Weltbankschätzung allein 0,2 Prozentpunkte an Wirtschaftswachstum kostet und die Armut verschärft. Die Preise für Mais und andere Grundnahrungsmittel schnellten bereits auf Rekordniveaus. Darüber hinaus nimmt die politische Unsicherheit zu. Staatspräsident Jacob Zuma hat viel Investorenvertrauen verspielt, als er im Dezember innerhalb weniger Tage zweimal den Finanzminister auswechselte.
„In dieser Lage muss Südafrika andere Wege neben der Fiskalpolitik finden, um das Wachstum anzukurbeln“, sagte der Weltbank-Direktor für Südafrika, Guang Zhe Chen. Dazu gehörten schnellere Investitionen in die Infrastruktur, weniger Regulierung und bessere Bildungsangebote. Vor allem die Rating-Agenturen verfolgen nervös die zunehmende Staatsverschuldung. Standard & Poor’s hat eine Herabstufung der Kreditbonität auf Ramschniveau in Aussicht gestellt.
Für das kommende Jahr erwartet die Weltbank nur ein etwas kräftigeres Wachstum von 1,1 Prozent. Auch dies reicht bei weitem nicht, um die Armut wirksam zu bekämpfen und die chronisch hohe Arbeitslosigkeit zu senken. Wenn die Regierung die Ziele ihres Nationalen Entwicklungsplans erreichen wolle, müsse das Wirtschaftswachstum von 2018 an auf mindestens 7,2 Prozent schnellen, schätzt die Weltbank.