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Beitrag vom 29.05.2021

FAZ

Mehr Produktionsstandorte in Afrika

Jens Spahn und Emmanuel Macron stellen in Südafrika eine deutsch-französische Impf-Initiative vor.

Von Claudia Bröll, Michaela Wiegel, Kigali

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie in Afrika wollen Deutschland und Frankreich gemeinsam den Ausbau der Impfstoffproduktion auf dem Kontinent unterstützen. Am Freitag traf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Johannesburg ein, um auf Einladung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine deutsch-französische Förderinitiative vorzustellen. Macron landete am gleichen Tag. „Gemeinsam mit der EU wollen wir zum Aufbau von Produktionsstätten beitragen, damit ganz Afrika von einheimischen Produkten und Technologien profitiert, die sicher und innovativ sind“, sagte Spahn auf einer Diskussionsrunde in Pretoria. Deutschland sei bereit, bis zu 50 Millionen Euro dafür zu investieren.

Macron bekräftigte ebenfalls, an der Seite Afrikas zu stehen. Im Gegensatz zur deutschen Regierung versprach er auch eine temporäre Aufhebung des Patentschutzes auf Covid-Impfstoffe zu unterstützen. „Sie können auf uns zählen“, sagte er an den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa gerichtet, der sich mit Indien für eine Aufhebung einsetzt. Es sei möglich, bis Mitte kommenden Jahres 60 Prozent der afrikanischen Bevölkerung und bis Ende dieses Jahres 40 Prozent zu impfen. „Wir werden gemeinsam einen Weg finden“, sagte der französische Präsident.

Afrika ist bei den Impfbemühungen gegen das Coronavirus weit abgeschlagen. Nach Angaben der Afrikanischen Union sind erst knapp 0,5 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, 1,7 Prozent haben eine Impfung erhalten. Afrikanische Regierungen, aber auch die Weltgesundheitsorganisation und die Welthandelsorganisation machen sich seit Längerem für einen Impfstoff „made in Africa“ stark. Bis 2024 sollen nach dem Willen der Afrikanischen Union bis zu 60 Prozent der Routine-Impfstoffe auf dem Kontinent hergestellt werden. Heute werden fast alle Impfstoffe importiert. In der vergangenen Woche hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf einer Konferenz der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G 20) in Rom angekündigt, dass die EU den Bau von Standorten für die Impfstoffproduktion in Afrika mit einer Milliarde Euro unterstützen werde.

Für die deutsch-französische Initiative wurden nach Angaben Macrons intensive Gespräche mit dem südafrikanischen Unternehmen Biovac und dem börsennotierten Pharmakonzern Aspen geführt. Letzterer füllt bereits Corona-Impfstoffe von Johnson & Johnson in seinem Werk in Südafrika ab. Biovac ist der einzige Impfstoffhersteller im südlichen Afrika, produziert aber bisher keinen Corona-Impfstoff. Spahn traf während seines Besuchs mit dem südafrikanischen Gesundheitsminister Zweli Mkhize, mit Wissenschaftlern und Wirtschaftsvertretern zusammen. Südafrika verzeichnet seit Anfang des Jahres niedrige Infektionszahlen, doch geht aktuell die Sorge vor einer dritten Welle um.

Macron hatte vor seinem Abflug nach Südafrika ein Impfzentrum in der ruandischen Hauptstadt Kigali besucht und angekündigte, dass die EU die Impfstoffhilfen für Afrika verstärken werde. „Die EU hat versprochen, mindestens 100 Millionen Impfdosen zu liefern. Frankreich stellt davon 30 Millionen zur Verfügung, Deutschland auch 30 Millionen“, sagte er. Es sei im Interesse Europas, dass auch alle afrikanischen Staaten ausreichend Zugang zu den Impfstoffen hätten. Ziel sei es, der Herdenimmunität möglichst nahe zu kommen und neue Virusmutationen zu verhindern. Macron kündigte Hilfen für die Impfstoffproduktion auf dem afrikanischen Kontinent an. Nähere Pläne wollte er mit dem südafrikanischen Präsidenten erörtern. Frankreich will bis 2023 insgesamt 500 Millionen Euro bereitstellen, vor allem für die Bereiche Gesundheit und digitale Technologie.