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Beitrag vom 17.10.2019

FAZ

Ein Mobiltelefon „made in Africa“ für Afrika

Der Senkrechtstarter unter den Jungunternehmern des Kontinents eröffnet die ersten Smartphone-Fabriken in Südafrika und Ruanda

clb. KAPSTADT, 16. Oktober. Auf der Rückseite dieses Smartphones prangt kein Apfel, sondern ein silberner Löwenkopf. Das Telefon heißt Mara, ist leicht, dünn und – glaubt man dem Hersteller – hochmodern. Doch die technischen Finessen sind in diesem Fall nicht das Besondere. Das Mara-Phone ist nach Unternehmensangaben das erste Handy „made in Africa“.

Der Hersteller Mara Phones, das zum Mara-Konglomerat mit Sitz in Dubai gehört, will an diesem Donnerstag eine Fertigungsstätte im südafrikanischen Durban eröffnen. Es ist schon der zweite Streich des Unternehmens, um die internationalen Handykonzerne auf dem afrikanischen Kontinent herauszufordern. Vor gut zehn Tagen wurde die erste Smartphone-Fabrik in Afrika in Kigali in Ruanda eingeweiht. Die Wahl des Standortes war kein Zufall: Staatspräsident Paul Kagame ist technikversessen. Er will in dem westafrikanischen Land einen regionalen „High-Tech-Hub“ schaffen, ein „Singapur in Afrika“. Dafür lässt er Tausende Kilometer lange Glasfaserkabel verlegen. Anfang dieses Jahres schoss Ruanda einen Satelliten ins All, damit Schulen besseren Internetzugang erhalten.

Mobiltelefone sind die Erfolgsgeschichte schlechthin in Afrika. So gut wie jeder hat mindestens eines. Schon seit vielen Jahren wird nicht nur damit telefoniert und getextet. Afrikaner sind auch international Vorreiter, wenn es um mobile Bankgeschäfte geht. Kenianer beispielsweise überweisen über den Dienst M-Pesa seit mehr als zehn Jahren ganz selbstverständlich Geld mit dem Handy. Doch bisher ist man in Afrika auf importierte Telefone angewiesen. Einzelne Montageanlagen gibt es, aber dort werden die Telefone aus importierten Teilen lediglich zusammengesetzt. Das will der umtriebige Mara-Gründer und Chef Ashish Thakkar ändern. „Wir sind die Ersten, die Mobiltelefone von der Pieke auf herstellen“, sagte er bei der Eröffnungsfeier in Ruanda.

Thakkar ist ein Senkrechtstarter unter Afrikas Jungunternehmern. Geboren wurde er in Großbritannien, er wuchs in Uganda auf, wo er schon als Schüler Computerzubehör an Mitschüler und Freunde verkaufte. Aus einer kleinen IT-Schmiede entstand die Mara-Gruppe, die heute in mehr als zwanzig afrikanischen Ländern vertreten und in verschiedenen Wirtschaftszweigen aktiv ist, von Immobilien, Informationstechnik bis zur Landwirtschaft. Auch eine gemeinnützige Stiftung gehört dazu. Für internationales Aufsehen sorgte das Konglomerat im Jahr 2013, als Bob Diamond, der frühere Chef der Barclays-Bank, mit Thakkar den Finanzdienstleister Atlas Mara gründete. Mittlerweile steckt die Bank allerdings in Schwierigkeiten, Diamond gab die Führung in diesem Jahr ab. Afrikas erster eigener Handyanbieter hat allerdings beträchtliche Konkurrenz in Afrika.
Die drei größten Anbieter von Smartphones sind die chinesische Transsion, Samsung und Huawei.

Weit verbreitet sind einfache internetfähige Handys, der Handel mit Second-Hand-Telefonen floriert. Die Mara Phones gehören allerdings nicht zu den Billigmodellen am Markt. Der Mara-Chef will Kunden ansprechen, die für mehr Qualität bereit sind, auch mehr zu bezahlen. „Wir alle wissen, wie wichtig qualitative hochwertige, aber erschwingliche Mobiltelefone für die Entwicklung dieses Kontinents sind“, sagte er. Wenn an diesem Donnerstag nun die erste Smartphone-Fabrik Südafrikas eröffnet, wird Medienberichten zufolge auch Staatspräsident Cyril Ramaphosa zugegen sein. Er wirbt seit seinem Amtsantritt um Investoren und versucht, das unter seinem Vorgänger Jacob Zuma zerrüttete Vertrauen in die führende afrikanische Volkswirtschaft wiederherzustellen. Thakkar hat immerhin Investitionen von 1,5 Milliarden Rand (90 Millionen Euro) über fünf Jahre hinweg versprochen.

Die Fabrik, die in einer Sonderwirtschaftszone in der Nähe des Flughafens angesiedelt ist, soll langfristig mehr als 1500 Mitarbeiter beschäftigen und Tausende indirekte Arbeitsplätze schaffen. Jedes Jahr sollen 1,2 Millionen Handys vom Band laufen. Zunächst sind zwei Modelle vorgesehen, das Mara X und das Mara Z. Und wie Apple & Co. will der afrikanische Konkurrent regelmäßig neue Versionen auf den Markt bringen.

Auf Konferenzen wie dem Weltwirtschaftsforum ist der heute 38 Jahre alte Thakkar, der sich vor einigen Jahren ein Ticket für einen Flug ins All mit Virgin Galactic kaufte, schon jetzt ein häufiger Gast. Unermüdlich trommelt er für die Chancen für Unternehmer in Afrika. Mit den beiden ersten Handyfabriken in Afrika tritt er nun abermals selbst den Beweis an. Die Fertigung in Ruanda soll West- und Zentralafrika beliefern, die in Südafrika das südliche Afrika.