Ob für Bangladesch oder irgendein anderes unterentwickeltes Land: die Forderung nach einem Mindestlohn muss immer auch eine Forderung nach mehr Rechtsstaatlichkeit sein. Die Statistiken geben nicht das wahre Bild der Einkommensverhältnisse wieder - die Anstrengungen einer informellen und notgedrungenen Schattenwirtschaft sind nicht zu erfassen. Diese Parallelwirtschaften bleiben eine lebensnotwendige Strategie solange es für die Bevölkerungen keine verlässlichen Strukturen und eine realistische Neudefinition des jeweiligen Lohnniveaus gibt. Ihre eigenen Regierungen kommen ihnen in diesem Wunsch kaum entgegen - sie haben kein Interesse am Aufbau verbindlicher Strukturen, da sie es vorziehen, die Verhältnisse im Unklaren zu lassen. Mit Staatsetats, die nicht selten zu 50% und mehr aus ausländischen Finanzhilfen bestehen, haben die Regierungen wenig Anreiz, die eigenen Wirtschaften zu beleben. Sie verfügen auch nicht über das Knowhow und den notwendigen Weitblick, um ihren Ländern ein "Überleben" auf dem Weltmarkt zu ermöglichen.
Ob ein ausländisches Unternehmen sich ansiedeln darf oder nicht, hängt zu allerletzt vom wirtschaftlichen Segen für die breite Bevölkerung ab. Zuviel soziales Engagement der Betriebe ist nicht gern gesehen: wenn in isolierten Fällen eine angemessene Entlohnung möglich würde, wären alle inländischen wirtschaftlichen Akteure gezwungen, sich dem auf Dauer anzupassen - sie leben allerdings oft im Herr-Knecht-Verhältnis zu ihren Angestellten und haben keine übergeordneten sozialen Ambitionen über ihr übliches patriarchalisches Verständnis hinaus. Das entschuldigt nicht die westlichen Firmen, die sich in solchen Ländern ansiedeln und von den Missständen profitieren. Das entschuldigt nicht den westlichen Verbraucher, der glaubt, für wenig Geld alles haben zu müssen. Es ist ein Teufelskreis, der nur unterbrochen werden kann, wenn sich die betroffenen Gesellschaften für ihre Rechte einsetzen und die westlichen Unternehmen entsprechend in die Pflicht genommen werden. Darin kann man die Zivilbevölkerung unterstützen.
Tue, 14 Oct 2014 - 17:48
Ob für Bangladesch oder irgendein anderes unterentwickeltes Land: die Forderung nach einem Mindestlohn muss immer auch eine Forderung nach mehr Rechtsstaatlichkeit sein. Die Statistiken geben nicht das wahre Bild der Einkommensverhältnisse wieder - die Anstrengungen einer informellen und notgedrungenen Schattenwirtschaft sind nicht zu erfassen. Diese Parallelwirtschaften bleiben eine lebensnotwendige Strategie solange es für die Bevölkerungen keine verlässlichen Strukturen und eine realistische Neudefinition des jeweiligen Lohnniveaus gibt. Ihre eigenen Regierungen kommen ihnen in diesem Wunsch kaum entgegen - sie haben kein Interesse am Aufbau verbindlicher Strukturen, da sie es vorziehen, die Verhältnisse im Unklaren zu lassen. Mit Staatsetats, die nicht selten zu 50% und mehr aus ausländischen Finanzhilfen bestehen, haben die Regierungen wenig Anreiz, die eigenen Wirtschaften zu beleben. Sie verfügen auch nicht über das Knowhow und den notwendigen Weitblick, um ihren Ländern ein "Überleben" auf dem Weltmarkt zu ermöglichen.
Ob ein ausländisches Unternehmen sich ansiedeln darf oder nicht, hängt zu allerletzt vom wirtschaftlichen Segen für die breite Bevölkerung ab. Zuviel soziales Engagement der Betriebe ist nicht gern gesehen: wenn in isolierten Fällen eine angemessene Entlohnung möglich würde, wären alle inländischen wirtschaftlichen Akteure gezwungen, sich dem auf Dauer anzupassen - sie leben allerdings oft im Herr-Knecht-Verhältnis zu ihren Angestellten und haben keine übergeordneten sozialen Ambitionen über ihr übliches patriarchalisches Verständnis hinaus. Das entschuldigt nicht die westlichen Firmen, die sich in solchen Ländern ansiedeln und von den Missständen profitieren. Das entschuldigt nicht den westlichen Verbraucher, der glaubt, für wenig Geld alles haben zu müssen. Es ist ein Teufelskreis, der nur unterbrochen werden kann, wenn sich die betroffenen Gesellschaften für ihre Rechte einsetzen und die westlichen Unternehmen entsprechend in die Pflicht genommen werden. Darin kann man die Zivilbevölkerung unterstützen.