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Wed, 9 Aug 2023 - 11:41

Jürgen Haushalter, Meckenheim
Drei Jahre Entwicklungshelfer in Lesotho für die Schweiz
Posting

Entwicklungshilfe, ein Fehler. Beitrag von Kurt Gerhardt in "Der Pragmaticus" vom 4. August 2023 https://www.derpragmaticus.com/r/entwicklungshilfe/

German Watch weist jüngst auf Berechnungen der US-Umweltorganisation Global Footprint Network hin, wonach die Menschen, die eigentlich für das gesamte Jahr zur Verfügung stehenden Ressourcen der Erde am vergangenen Mittwoch aufgebraucht hätten.
Wenn auch nicht ausdrücklich erwähnt, gehe ich davon aus, dass damit maßgebend die auf Ressourcenverbrauch, im Fokus stehenden Industrienationen gemeint sind.

Kann also die Industrialisierung Afrikas die Antwort auf eine nachhaltige Zukunft afrikanischer Gesellschaften sein ?  -  Nein.  Frage: Soll damit erneut der afrikanischen Bevölkerung geraten werden, ein Lebensmodell zu übernehmen, das den Industrieländern inzwischen schwer zu schaffen macht ? M. E. wird der Vorschlag der Industrialisierung genauso wirkungslos verpuffen, wie die gern von Afrikas Eliten angenommene, allerdings in weiten Bevölkerungskreisen kritisch gesehene Entwicklungshilfe für ein Wirtschafts- wie Lebensmodel, das afrikanischen Gesellschaften fremd ist. Davon abgesehen, war nicht ohnehin in der Vergangenheit der politische Fokus materiell reicher Geberländer auf Ressourcen, Märkte und militärische Interessen gerichtet ?

Enttäuscht bin ich, dass der Bonner Aufruf aus derartigen Erkentnissen keine innovativen Schlüsse zieht, um damit den Berliner Politikbetrieb ans Umdenken zu bringen. Unter den Begriff Zeitenwende verstehe ich übrigens auch eine zukunftsgerichtete, selbstkritische Zusammenarbeit mit afrikanischen Gesellschaften, die beispielweise signifikante Kulturunterschiede zwischen Nehmer- und Geberländern nicht mehr ignoriert. Die westliche Geberwelt sollte tunlichst  -  im Gegensatz zu Autokratien wie China und Russland  -  verlorenes Vertrauen zu afrikanischen Ländern aufbauen. Allein dieses Unterfangen bedeutet große Herausforderungen mit Blick auf korrupte Despoten, die russischen Oligarchen und der Diktatur China näher stehen als westlichen Demokratien. Ziel muss sein, eine auf Verständnis basierende Win-Win-Situation zu erreichen, wobei Offenheit und das Eingeständnis von Defiziten auf beiden Seiten unabdingbar sind.

Jürgen Haushalter